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Venedig erhebt testweise Gebühr für Tagesbesucher

13. September 2023

Kurzbesucher der italienischen Lagunenstadt müssen ab dem kommenden Jahr fünf Euro für den Zugang zum historischen Zentrum zahlen. Die Maßnahme soll helfen, Status als UNESCO-Welterbe zu sichern.

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Menschen drängeln sich in einer engen Gasse in der Altstadt von Venedig
Besucher Venedigs dürfen sich ab nächstem Jahr nur gegen Gebühr in den engen Altstadtgassen tummelnBild: Christoph Sator/dpa/picture alliance

Mit der Eintrittsgebühr für Tagestouristen will der Stadtrat von Venedig die Besuchermassen in der Altstadt verringern. Laut der Entscheidung vom Dienstagabend soll der Zugang zum historischen Zentrum der Stadt ab dem kommenden Jahr fünf Euro kosten, wenn es sich um einen nur wenige Stunden dauernden Aufenthalt ohne Übernachtung handelt.

Die Gebühr wird erstmals im Frühjahr 2024 erhoben - und dann auch zunächst testweise an maximal 30 Tagen, an denen traditionell besonders viele Besucher in die italienische Stadt mit dem Markusplatz, der Rialtobrücke und den zahlreichen Kanälen strömen. Welche Tage es genau sein werden, soll zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden. Ausgenommen von der Gebühr sind Touristen, die in der Stadt übernachten, sowie Kinder unter 14 Jahren.

Geplant ist, dass sich Tagesbesucher übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden können, der bei Kontrollen vorgezeigt werden muss. Andernfalls drohen Strafen zwischen 50 und 300 Euro.

Rechtfertigung und Kritik

Bürgermeister Luigi Brugnaro bezeichnete die Maßnahme als "ersten Schritt" und als "ein Experiment". Das System werde einfach zu benutzen sein, sagte der Mitte-Rechts-Politiker und rief "alle zur Zusammenarbeit auf - damit Venedig gerettet und die älteste Stadt der Zukunft" werden könne. Die erwarteten Einnahmen von rund sechs Millionen Euro sollen für den Erhalt der historischen Bausubstanz Venedigs eingesetzt werden.

Besucherandrang an einem Anleger für Gondeln in Venedig
Besucherandrang an einem Anleger für Gondeln in VenedigBild: Christoph Sator/dpa/picture alliance

Die Opposition bezeichnete die Gebühr dagegen als übereiltes Zugeständnis an die UNESCO und kritisierte, es seien keine Studien darüber vorgenommen worden, ob die Gebühr überhaupt Touristen von einem Besuch abhalten würde. Auch viele Experten sind skeptisch, ob die Gebühr etwas bringt. Angesichts von extrem hohen Preisen von zum Beispiel 100 Euro für eine halbe Stunde Gondelfahrt am Abend fallen die fünf Euro "Eintrittsgeld" nicht wirklich ins Gewicht, so die Befürchtung.

Jahrelange Diskussionen

Der Entscheidung waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen, wie auf die Millionen von Besuchern in der berühmten Stadt besser reagiert werden kann. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht ergriffen. Pläne zur Einführung von Gebühren wurden immer wieder verschoben wegen Befürchtungen, diese könnten die Tourismus-Einnahmen schmälern und die Bewegungsfreiheit beeinträchtigen.

Im Kern hat Venedig inzwischen nicht einmal mehr 50.000 ständige Einwohner. In der Hauptsaison sind an manchen Tagen mehr als doppelt so viele Touristen zu Gast.

Kann die UNESCO umgestimmt werden?

Ende Juli hatte die UNESCO empfohlen, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten "irreversible" Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zu ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation ihre Empfehlung. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat der UNESCO-Mitgliedstaaten über die Einstufung ab.

mak/rb (dpa, afp)