Eine Frau steht während der didacta an einem Stand und schaut sich ein Schulbuch an (Quelle: Oliver Wachenfeld/didacta/Koelnmesse)
Nachrichten für Lehrkräfte

didacta 2024: Lehrkräfte durch KI entlasten?

Bei der Messe didacta in Köln dreht sich alles um das Thema Bildung. Dort präsentieren die Verlage auch ihr Angebot für Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache. Zwei Aspekte treiben sie derzeit besonders um.

Wie kann man Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Demokratie näherbringen? Sollte KI im Unterricht eingesetzt werden – oder nicht? Welche Lösungen gibt es gegen den Lehrkräftemangel? Um diese und andere Fragen aus dem Bildungsbereich dreht sich alles auf Deutschlands größter Bildungsmesse didacta, die dieses Jahr vom 20. bis 24. Februar in Köln stattfindet. Wie jedes Jahr können dort wieder Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen, Verbände, ausstellende Unternehmen und Organisationen miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen. 

Auch der Bereich für Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache ist an vielen der Stände vertreten. Während die Verlage ihre neuesten Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien vorstellen, können sich Lehrkräfte zum Beispiel auch über freie Stellen an deutschen Auslandsschulen informieren.  

In Gesprächen an den Ständen wird schnell deutlich, was die beiden beherrschenden Themen sind, die die Verlagswelt derzeit umtreiben: Die Entwicklungen im Bereich der Berufsfachsprachen aufgrund des Fachkräftemangels und die neuen KI-Technologien. 

Lehrwerke für Berufssprachkurse

Die Suche nach Fachkräften aus dem Ausland betrifft auch die DaF-/DaZ-Verlage. Um Lernende auf den Berufsalltag in Deutschland vorzubereiten, bieten die verschiedenen Verlage bereits seit einigen Jahren Lehrwerke an, in denen kommunikative Fertigkeiten am Arbeitsplatz im Mittelpunkt stehen – und zwar sowohl analog als auch digital. Sie richten sich zum Beispiel an Menschen einer bestimmten Berufsgruppe, wie zum Beispiel an Pflegerinnen und Pfleger. Andere Lehrwerke haben einen allgemeineren, berufsübergreifenden Schwerpunkt und greifen die Anforderungen der „Berufssprachkurse” und „Spezialberufssprachkurse” des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf. Diese zielen darauf ab, teilnahmeberechtigen Menschen einen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu verschaffen. Die meisten Verlage bieten diese Lehrwerke auf Niveaustufe B1 oder höher an, der Hueber-Verlag bald auch eins auf A2.

Die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt sind hoch und spezialisiert. Deswegen ist auch die sprachliche Qualifikation in bestimmtem Berufsfeldern sehr komplex, sagt Sabine Hellwig, Senior Portfolio-Managerin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache beim Cornelsen-Verlag. 
Wir müssen hier den schwierigen Spagat zwischen individueller branchenspezifischer sprachlicher Förderung und einer allgemeinen Sprachbildung leisten und die Lernenden da abholen, wo sie stehen. Die Lehrwerke sollen dazu beitragen, Lernenden den Einstieg zu erleichtern und Lehrkräfte bei ihrer Arbeit zu entlasten, so Hellwig. 

Eine volle Messehallen in Köln während der didacta (Quelle:Harald Fleissner/didacta/Koelnmesse)
Die didacta ist die größte deutsche Bildungsmesse.null Harald Fleissner/didacta/Koelnmesse

KI-Toolbox für Lehrkräfte

Um eine Entlastung geht es auch bei dem anderen großen Thema der Verlagswelt, dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Dass KI eine echte Erleichterung im Arbeitsalltag darstellen kann, haben mittlerweile viele Lehrkräfte erkannt – sei es für die Unterrichtskonzeption oder das Verfassen von Elternbriefen. Auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz empfiehlt in einem im Januar 2024 veröffentlichen Papier die systematische Erprobung von KI-Technologien und weist auf die Chancen hin, die mit deren Einsatz einhergehen. 

Der Cornelsen-Verlag reagiert auf die neuen Entwicklungen mit einer KI-Toolbox, die der Verlag in einer Betaversion auf der didacta in Köln vorstellt. Damit können Lehrkräfte beispielsweise in der Unterrichtsvorbereitung unterstützt werden, Rat bei pädagogischen und fachlichen Fragen einholen und ihren Unterrichtsalltag spürbar entlasten. Das Tool soll es Lehrkräften zudem ermöglichen, sich Material erstellen zu lassen – der Schulform, Klassenstufe und dem Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes entsprechend. 

Auch Hueber und Klett beschäftigen sich mit dem Thema und bieten zum Beispiel Webinare für Lehrkräfte an. Beim Klett-Verlag gibt es zudem erste KI-gestützte Produkte im Bereich der Mathematik und der Leseförderung sowie KI-basierte Dialog- und Aussprachetrainer für einzelne Englisch-Lehrwerke. Wie schnell die Entwicklung auch immer fortschreiten mag, sicher scheint jetzt schon: Künstliche Intelligenz wird auch bei der didacta 2025 ein großes Thema sein.